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#12 Florian Klenk, Chefredakteur „FALTER“

Wir treffen heute den bekanntesten Enthüllungsjournalisten des Landes: Falter Chefredakteur, Florian Klenk. Wir sprechen über den Alltag eines Investigativjournalisten, und natürlich auch über das Ibizavideo, das Klenk als einer der wenigen Journalisten in voller Länge gesehen hat. Auf die Frage, welche Regierung uns im Herbst erwartet hat Klenk ein sehr klare Prognose parat. Was er von der neuen Konkurrenz Addendum hält, wie es der Falter in Zeiten der Medienkrise schafft, regelmäßige Abozuwächse von bis zu 30 % zu verzeichnen und wie es sich anfühlt am Abend vor einer Enthüllung, die die Republik erschüttern wird, schlafen zu gehen - das erfahren wir heute - in der neuen Folge des beatframes Podcasts.

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“Wir sind ein Dorn im Auge autoritärer Politiker.”

Der Falter ist seit über 40 Jahren Teil der österreichischen Medienlandschaft und nicht zuletzt durch die Verdienste von Chefredakteur Florian Klenk einer der wichtigsten Vertreter der “vierten Macht” im Staat. Die letzte Regierung fiel immer wieder negativ wegen ihres Umgangs mit den Medien auf – für Klenk ist die Pressefreiheit in Österreich jedoch nicht in Gefahr, auch wenn klar ist, dass er und seine KollegInnen “ein Dorn im Auge von autoritären Politikern” sind. Denn nichts störe eine Propagandaabteilung mehr als Journalismus, der “die verbreitenden Fakes” in Frage stellt.

Im Vergleich zu einigen KollegInnen ist für Klenk vor allem der persönliche Abstand zu Politikern und Parteien die Basis für unabhängigen Journalismus: “Journalismus ist Distanz, man muss sich nicht verfilzen. Die Haupttugend eines jeden Journalisten ist es zu zweifeln, wenn ich das nicht tue, sondern blind vertraue, bin ich kein Journalist.“

Zack, zack, zack!

Klenk bekam bereits ein Jahr vor der Veröffentlichung einen Hinweis auf ein Video, welches korruptive Gespräche und Drogenmissbrauch von Politikern beinhalten sollte. „Wir wurden gefragt ob wir das Video haben wollen, wir waren jedoch nicht bereit, einen hohen Betrag für dieses Video zu bezahlen.“ Hintermänner nennt Klenk mit Hinweis auf den Quellenschutz nicht. Wie sich für den routinierten Journalisten der Abend vor einer Enthüllung diesen Ausmaßes anfühlt, kommentiert Klenk mit: “Das hat schon was…”.

Neben den bekannten Konsequenzen, die das Video nach sich zog, gibt es für Klenk drei wesentliche Folgen: Erstens, den Umgang mit den Medien: „Ich glaube, dass die FPÖ jetzt mal ordentlich eins auf die Schnauze gekriegt hat“. In diesem Kontext vergleicht er sehr unterhaltsam das Verhältnis von FPÖ und Kronen Zeitung mit einem Ehepaar, bei dem der eine Ehepartner den Ehebruch des anderen aufdeckt und das Video “auch noch auf Youporn” stellt. Zweitens “befindet sich die FPÖ in der Defensive”, und zuletzt kommen nun auch die Parteispenden in den Fokus.

Ausblick auf die Nationalratswahlen 2019

“Wenn man den Umfragen glaubt”, wird Kurz wieder Kanzler, jedoch fällt Klenk auf, “dass er Fehler macht. Es beginnt sich die Message Control gegen ihn zu wenden”. Rendi-Wagner startet auf einem “niedrigen Level der Erwartungshaltung” und es sei nicht auszuschließen, dass sich “über den Sommer noch etwas bewegt”, auch wenn er nicht das Gefühl hat „dass sie Kanzlerin werden will.“ Eine Neuauflage von Schwarz-Blau, mit der FPÖ unter “sanfterer” Führung, erscheint Klenk als wahrscheinlichste Variante für den Ausgang der Wahlen im Herbst. Was die persönliche Zukunft des wichtigsten Aufdecker des Landes anbelangt, stehen unmittelbar keine großen Veränderungen bevor, auch wenn es bestimmt viele Politiker gibt, die sich den Wechsel von Klenk zu einem ausländischen Medium wünschen würden.



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